Globuli 3 mal täglich?

Warum soll man Globuli egal in welcher Potenz nicht trocken wiederholen?

Weil sie so weniger gut oder gar nicht mehr wirken, auch wenn das Mittel und die Potenz passen würden. Weil mit wiederholter Einnahme in kurzen Abständen eine sogenannte Arzneimittelprüfung (was das ist wird weiter unten erklärt) bewirkt werden kann und weil ein nicht ganz passendes Mittel, wenn es häufig eingenommen wird, eine Krankheit statt heilen auch einfach nur unterdrücken kann. Eine Unterdrückung der Krankheit, so wie mit manchen hochwirksamen schulmedizinischen Medikamten, ist ganz sicher nicht das, was man mit homöopathischen Mitteln bewirken möchte.

Nicht nur im Organon, auch in seinem Werk „die chronischen Krankheiten“ erklärt Hahnemann warum das schädlich ist:

„Ehe ich weiter gehe, muss ich die wichtige Bemerkung machen, dass unser Lebens-Princip nicht wohl verträgt, dass man selbst nur zweimal nach einander dieselbe ungeänderte Gabe Arznei, geschweige mehrmal nach einander den Kranken einnehmen lasse. Theils wird dann das Gute von der vorigen Gabe zum Theil wieder aufgehoben, theils kommen dann neue, in der Arznei liegende, in der Krankheit nicht vorhanden gewesene Symptome und Beschwerden zum Vorscheine, welche die Heilung hindern, mit einem Worte, die selbst treffend homöopathisch gewählte Arznei wirkt schief und erreicht die Absicht nur unvollkommen oder gar nicht.“
[Samuel Hahnemann: Die chronischen Krankheiten, S. 679. Samuel Hahnemann: Gesammelte Werke, S. 26638 (vgl. Krankheiten-Bd. 3, S. 9)]

Aber warum steht denn auf den Globuli aus der Drogerie oder Apotheke man soll sie mehrmals täglich bis zu alle halbe Stunde einnehmen?
Darüber kann ich nur spekulieren. Entweder kennen die Hersteller dieser Anwendungsanleitung die Grundlagenwerke der Homöopathie nicht oder sie befürchten einen zu geringen Umsatz mit ihren Medikamenten, wenn sie korrekt gemäss homöopathischer Lehre eingenommen werden würden. Man bräuchte dann nämlich sehr viel weniger.

Hahnemann schreibt dazu:
„Die Erfahrung zeigte mir, wie gewiss auch den besten meiner Nachfolger, dass es hülfreicher sei, in Krankheiten von einiger Beträchtlichkeit (selbst die akutesten nicht ausgenommen, und so um desto mehr in den halbakuten, langwierigen und langwierigsten) das kräftige oder die kräftigen homöopathischen Arzneikügelchen nur in Auflösung und diese Auflösung in getheilten Gaben dem Kranken einzugeben, z.B. eine Auflösung aus 7 bis 20 Esslöffeln Wasser bestehend, ohne einigen Zusatz bei akuten und sehr akuten Krankheiten, alle 6, 4, 2 Stunden, auch, wo die Gefahr dringend ist, alle Stunden, oder alle halbe Stunden, zu einem Esslöffel auf einmal, oder bei Schwächlichen und Kindern selbst nur zu einem kleinen Theile eines Esslöffels (ein, zwei Thee- oder Kaffee-Löffelchen voll) dem Kranken gereicht.“
[Samuel Hahnemann: Die chronischen Krankheiten, S. 678. Samuel Hahnemann: Gesammelte Werke, S. 26637 (vgl. Krankheiten-Bd. 3, S. 8)]

Was passiert, wenn man sich nicht an diese Anleitung mit dem Auflösen in Wasser hält?
Es könnte sein, dass schon bei der zweiten Einnahme die Reaktion auf das Mittel nicht mehr so gut ist und bei weiteren Einnahmen könnte gar keine positive Reaktion mehr eintreten und das obwohl der Patient noch längst nicht gesund ist und das Mittel immer noch passen würde.
Je nach Empfindlichkeit des Patienten ist aber auch möglich, dass zwar einerseits die Beschwerden bessern, andererseits aber neue Probleme und Beschwerden auftauchen, die zum Mittelbild des angewendeten Mittels gehören, d.h. der Patient beginnt an Symptomen des Mittels zu leiden, die er davor nicht hatte, da seine Lebenskraft mit der dauernd gleichen Information der Globuli überfordert ist.
Indem gesunde Testpersonen ein Mittel so lange einnehmen bis sie davon Beschwerden bekommen, finden Homöopathen heraus wogegen ein Mittel helfen kann. Das nennt man Arzneimittelprüfung und das kann auch passieren, wenn ein Patient das Mittel zu oft und v.a. in Globuliform trocken einnimmt.

Es kann aber bei häufigen Einnahmen von Globuli auch noch etwas anderes passieren: Der Patient ist ganz begeistert, dass das Mittel so gut hilft. Die Beschwerden verschwinden immer zuverlässig, sobald er drei, vier oder fünf mal am Tag von den Globuli nimmt. In den tiefen Potenzen bis zu C6 oder D12 können auch homöopathische Mittel statt zu heilen die Beschwerden einfach nur unterdrücken. Die Symptome kommen dann anfangs nach kürzerer Zeit wieder zurück, aber wenn das Mittel immer wieder genommen wird, bleiben sie irgendwann weg.
Eine Unterdrückung ist nicht immer gleich zu sehen, auch für einen Homöopathen nicht. Ganz grundsätzlich sollte die Gesundheit eines Patienten mit homöopathischer Behandlung immer stabiler werden. Es sollten nicht Wochen oder Monate nach der Behandlung tiefere Beschwerden entstehen als vorher behandelt wurden: Z.B. Pickel auf der Haut weg, aber Entzündungen an inneren Organen. Oder Husten ist weg, aber dafür Schlafstörungen. Genauso unerwünscht wäre Kopfschmerzen weg, aber dafür eine anhaltend gedrückte Stimmung. Solche Entwicklungen wären ein schlechtes Zeichen.

Was wäre also das korrekte Vorgehen?
3 Globuli in 1 – 2 dl Wasser auflösen, mit dem Löffel gut verquirlen und je nach Heftigkeit der Symptome verabreichen. Meistens reicht in Akutfällen eine Wiederholung alle 2 – 6 Stunden. Aber wenn es sich um heftige Schmerzen z.B. nach einer Operation handelt, dann ist auch eine Einnahme alle 30 Min. erlaubt, solange die Beschwerden durch jede Einnahme wieder bessern. Die Lösung muss aber vor jeder Einnahme gut geschüttelt oder mit dem Löffel verquirlt werden.

Und wie lange macht man das?
Man wiederholt die Einnahme so lange bis die Beschwerden zu bessern beginnen. Wenn das Mittel passt, muss nach der 3. Einnahme eine Verbesserung zu bemerken sein. Nach der ersten positiven Reaktion wartet man je nach Heftigkeit ab. Bei den üblichen Akutkrankheiten reichen 2 – 3 Löffel der Lösung pro Tag. Solange eine gute Wirkung anhält, kann man abwarten. Es reicht, wenn das Mittel wiederholt wird, wenn der Patient sich wieder schlechter fühlt. Wenn es nach einer Einnahme zu einer Verstärkung der Beschwerden kommt, dann muss abgewartet werden. Folgt nach ein paar Stunden eine Verbesserung, war das Mittel zu stark und sollte mehr verdünnt und nur in grösseren Abständen eingenommen werden. Es könnte bei einer solchen Reaktion auch eine höhere oder tiefere Potenz nötig sein, aber das kann ein Laie selber schlecht einschätzen.
Folgt nach der 3. Einnahme keine Verbesserung, dann hat das Mittel zu wenig gepasst. Es muss also ein neues, besser passendes gesucht werden.

Und ganz generell gilt:
Beschwerden die regelmässig auftreten oder chronische Krankheiten sollte ein Laie nicht selber behandeln. Die Reaktion auf ein homöopathisches Mittel richtig einschätzen zu können, die richtige Dosierung zu finden und rechtzeitig zu erkennen, wenn es ein neues Mittel braucht, dafür benötigt man eine mehrjährige Ausbildung in Homöopathie.