Erstverschlimmerung, was ist das?

Hier einmal eine grundsätzliche Erklärung zur Erstverschlimmerung, die so oft als Erklärung genannt wird, sobald sich nach der Einnahme eines homöopathischen Mittels die Beschwerden verstärken:

1. Eine Erstverschlimmerung gibt es nur bei akuten Krankheiten, nicht bei der Behandlung von chronischen Krankheiten.  Es gibt aber natürlich auch bei der Behandlung von chronischen Krankheiten Reaktionen auf die Mitteleinnahme, allerdings nicht als Verstärkung der Beschwerden innerhalb der ersten Stunden nach der Mitteleinnahme.
2. Eine Erstverschlimmerung geht parallel mit einem Gefühl von Entspannung/Verbesserung/Erleichterung einher, selbst wenn gewisse Symptome stärker wurden. Nach einer Erstverschlimmerung sollte deshalb keine weitere Gabe verabreicht, sondern erst einmal abgewartet werden, da meistens ziemlich zügig nach der Erstverschlimmerung eine umfassende Besserung einsetzt und eine weitere Mittelgabe die Genesung nur stören würde.
3. Eine Erstverschlimmerung entsteht dann, wenn die Potenz für die Krankheit etwas zu hoch war, d.h. die Potenz war etwas stärker als die Krankheit, die Lebenskraft hat schnell mit Reparatur reagieren können und es sind darüber hinaus für einen kurzen Moment noch Symptome des Mittels merkbar geworden. Diese Mittelsymptome werden aber schnell wieder abklingen, da sie keine Krankheit sind.
4. Eine zu tiefe Potenz (z.B. D6 wenn C200 benötigt worden wäre) kann eine heftige Reaktion auslösen, die nicht mehr mit einem parallelen Gefühl von Erleichterung einhergeht, weil die Potenz zu wenig stark war um die Krankheit zu überstimmen. Es kann deshalb aufgrund der Lebenskraftreaktion zu einer Verschlimmerung der Symptome führen. Wenn die Lebenskraft stark genug ist, wird es schliesslich doch zu einer Besserung kommen. Falls die Krankheit zu heftig ist, kann man einen Patienten mit einer zu tiefen Potenz gefährlich verschlimmern. Darauf weist Kent in seinem Organonkommentar hin. Hahnemann hat die C30 Potenz als die am häufigsten geeignete bezeichnet.
5. Eine viel zu hohe Potenz, also z.B. eine C1000, wenn eine C6 gereicht hätte, wird eventuell ein paar neue Symptome vom Mittel entstehen lassen. Je nach Empfindlichkeit des Patienten werden diese neuen Symptome kürzer oder länger anhalten, sollten aber schliesslich wieder verschwinden. Falls sie nicht verschwinden, weisen sie auf einen behandlungsbedürftigen Zustand des Patienten hin.

Wenn homöopathische Mittel trocken als Globuli innerhalb weniger Stunden oder Tage mehrfach wiederholt werden ohne dass das wirklich nötig wäre aufgrund des Krankheitsverlaufs, dann resultieren daraus alle möglichen Reaktionen und zwar von Unterdrückung der Symptome über Arzneimittelprüfung bis zur schlichten Verschlimmerung der Krankheit. Diese Reaktionen dürfen nicht mit einer Erstverschlimmerung verwechselt werden!